Vortrag "Kommen Wölfe nach Grevenbroich?"

Vortrag "Kommen Wölfe nach Grevenbroich?"

23.11.2017

Vortrag zu dem Thema "Kommen Wölfe nach Grevenbroich?" von SDW-Mitglied Renate Steiner im Auerbachhaus war gut besucht.

Kommen Wölfe nach Grevenbroich?

Renate Steiner ist engagiertes Mitglied der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Ortsverband Grevenbroich (SDW), seitdem sie vor drei Jahren nach Grevenbroich zurückkehrte. Seit 1990 ist sie nebenberuflich als Zoobegleiterin im Kölner Zoo tätig. Auf der Basis des dort erworbenen Fachwissens bot sie einen Vortrag zur Rückkehr der Wölfe nach Deutschland an. Gut zwei Dutzend Vereinsmitglieder, Jäger und andere Naturinteressierte konnte Johannes Frommen, Stellvertretender Vorsitzender der SDW, zum Vortrag begrüßen.

In zwei Teilvorträgen informierte Frau Steiner darüber, dass der Wolf ursprünglich große Bereiche der gesamten Nordhalbkugel, fast ganz Eurasien und Nordamerika besiedelte und somit auch in ganz Europa heimisch war. In Deutschland war er für mehr als  100 Jahre ausgestorben, da er bis zur Ausrottung verfolgt wurde. 1904 wurde offiziell der letzte Wolf Deutschlands im sächsischen Teil der Lausitz erlegt. Im Jahr 2014 leben in Europa wieder etwa 12.000 bis 14.000 Wölfe. Die neuen Schutzgesetze haben seit den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts dazu auch ihren Beitrag geleistet. Die ersten Tiere wanderten aus den östlichen oder südlichen Nachbarländern ein.

Nachweislich wurden Wölfe bisher in 12 Bundesländern gesichtet, aktuell leben Rudel in sieben Bundesländern. Eine „bundesdeutsche“ Wolfsfamilie beansprucht abhängend vom vorhandenen Wild- und damit Nahrungsaufkommen eine Fläche von rund 250 km2. Bei hohen Wildbeständen (Rehe, Hirsche, Wildschweine, Hasen, Kleinsäuger) stellen Nutztiere nicht die bevorzugte Nahrung für Wölfe dar. Erfahrungsgemäß entkommen ihnen 90 Prozent der Beutetiere. Sie erbeuten vor allem kranke, schwache, alte und unerfahrene Tiere. Ihre Tötung ist für sie einfacher und viel weniger gefährlich als beispielsweise die Jagd auf schnelle, wachsame und wehrhafte Rehe.

Wölfe schaffen eine Tageslaufleistung zwischen 30 und 75 Kilometern, wodurch sie relativ schnell jeden Punkt in Europa erreichen können. Wenn man bedenkt, dass ein durchziehender Wolf vor nicht allzu langer Zeit in Rösrath gesehen wurde, erhält die Frage „Kommen Wölfe nach Grevenbroich?“ eine neue Bedeutung. Frau Steiner meinte zwar „Ich glaube nicht daran,“ aber grundsätzlich ausschließen mochte sie es auch nicht.

Sie beruhigte ihre Zuhörer: „Die Angst vor dem Wolf entbehrt jeder wissenschaftlichen Grundlage.“ Die wenigen Wolfsangriffe vor allem aus Amerika zeigten, dass es sich jeweils entweder um kranke Tiere gehandelt habe oder um Wölfe, die vorher vom Menschen gefüttert worden seien. Ihre Ratschläge für eine derzeit noch unwahrscheinliche Begegnung: „Solange wir Wölfe als Wildtiere betrachten und behandeln, die ohne Bezug zum Menschen leben, besteht dementsprechend kein Grund zur Sorge.“ Und: „Menschen gehören nicht in das Beuteschema von Wölfen - ihnen gegenüber ist der Wolf eher skeptisch. Aus Vorsicht wird er daher versuchen, uns Menschen aus dem Weg zu gehen und sich zu entfernen.“

Im Anschluss an den Vortrag entwickelte sich eine lebhafte Debatte zwischen Frau Steiner und denjenigen, die die Rückkehr des Wolfs eher aus jagdlicher Sicht kritisch beobachten, und denjenigen, die ihm im Wald beispielsweise bei der Pilzsuche nicht unvermittelt begegnen möchten. Das Publikum schien sich einig darin, dass es ein sehr interessanter und, wie ein Zuhörer dankend anerkannte, ausgewogener Vortrag gewesen sei, der sowohl die Gedanken der Tierschützer als auch der Jäger miteinander verbunden habe.