Der SDW-Landesverband NRW informiert

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03.11.2019

Die Robinie – Baum des Jahres 2020

Die „Gewöhnliche Robinie“, kurz Robinie genannt, wird landläufig auch als falsche Akazie bezeichnet, dabei ist sie mit den Akazien nicht besonders nah verwandt - sie ähneln sich lediglich in der Form der gefiederten Blätter und Dornen. Den Namen prägte Carl von Linné, der die Gattung „Robinia“ wissenschaftlich beschrieb und sie nach Jean Robin, dem Hofgärtner der französischen Könige Heinrich III., Heinrich IV. und Ludwig XIII. benannte.

Die Robinie ist ein Baum, der ursprünglich im atlantischen Nordamerika beheimatet ist. Dort wächst sie als Pionierpflanze in Laubmischwäldern auf mäßig nährstoffreichen Sand- und Lehmböden in Höhen von bis zu 1600 Metern. Wegen ihrer attraktiven Blütenstände und gefiederten Blätter kam die Robinie im Jahr 1601 als Ziergehölz nach Europa bzw. zunächst nach Frankreich. Erste Nachweise für einen Anbau in Deutschland liegen für das Jahr 1670 vor, wo man sie im Berliner Lustgarten anpflanzte. Aufgrund ihrer Einführung nach 1492 zählt die Robinie in Europa zu den Neophyten.

Die Robinie ist heute bei uns als Park- und Stadtbaum sowie - ihrem Charakter als Pionierbaum entsprechend - „verwildert“ auf Brachflächen und entlang von Bahndämmen häufig vertreten. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat sie sich auf Trümmerschuttflächen z.B. in Berlin oder im Ruhrgebiet stark verbreitet.

Für die sich entwickelnden Forstwirtschaft im 18. Jahrhundert war die anspruchslose Robinie v.a. auf armen Standorten oder auch für die Wiederaufforstung devastierter Waldflächen interessant. In den deutschen Wäldern beträgt ihr Flächenanteil deutlich unter 1%,  wobei sie forstwirtschaftlich insofern von Bedeutung ist, als dass sie als Leguminose in der Lage ist, Luftstickstoff mit Hilfe symbiotisch mit ihr lebender Knöllchenbakterien zu binden. Diese Fähigkeit kann zugleich auf bestimmten Standorten ein großes Problem darstellen, denn der damit verbundene Düngeeffekt führt bei ökologisch wertvollen Biotoptypen wie Magerrasen, Kalkmagerrasen und Sandtrockenrasen  zu einer Veränderung der natürlichen Artenzusammensetzung. In ihrem natürlichen Verbreitungsgebiet zeigt sie keinen solch invasiven Charakter, denn nach 20 bis 30 Jahren wird sie von Schattbaumarten als dominierende Baumart abgelöst und es entwickeln sich stärker gemischte Waldstrukturen.

Weltweit betrachtet ist die Robinie nach Pappeln und Eukalyptus die am häufigsten in Plantagen kultivierte Laubbaumart. Die umfangreiche Verbreitung ist insbesondere auf deren Holzverwendung zurückzuführen, denn ihr Holz ist gegen Holzfäule widerstandsfähig, gleichzeitig biegsam, fest und äußerst hart. Robinienholz ist das witterungsbeständigste Holz Europas - auch ohne chemische Konservierungsbehandlung bleibt es bei einer Nutzung im Außenbereich lange stabil. Wegen dieser Eigenschaften wird Robinienholz auch als eine Alternative zur Verwendung von Tropenhölzern gesehen.

Die Robinie zählt als bedeutende Frühsommertrachtpflanze zu den sogenannten Bienenweidepflanzen. Robinienblüten liefern sehr reichhaltig Nektar mit einem hohen Zuckeranteil zwischen 34 und 59%. Der Honig wird unter der Bezeichnung „Akazienhonig“ verkauft, hat eine helle, schwach gelbliche Farbe und ist - bedingt durch die langsame Auskristallisierung aufgrund des hohen Fructoseanteils - sehr flüssig. In Frankreich und Ungarn wird die Robinie intensiv als Imkerpflanze genutzt.

Die Robinie gilt als stark giftig, allerdings nicht alle Bestandteile: Während die auffälligen Blütenstände  keine Gefahr für Mensch und Tier darstellen, ist besonders die Rinde hoch giftig. Samen und Blätter sind zwar auch giftig, jedoch nicht ganz so stark. Nach dem Verzehr giftiger Pflanzenbestandteile kann es laut der Informationszentrale zu Bauchschmerzen mit Übelkeit und Brechreiz kommen.

 

Foto: A. Roloff; Dr. Silvius Wodarz Stiftung 

 

 

Steckbrief

 

Name: Gewöhnliche Robinie (Robinia pseudoacacia), auch Falsche Akazie oder Scheinakazie genannt

Alter: bis 200 Jahre

Höhe: 25 bis 30 m

Stamm: kurz, häufig krummschaftig, Neigung zur Doppelkrone

 

Rinde: graubraun, tief gefurcht, häufig netzig-längsrissig

Blätter: bis 30 cm lange, wechselständige und unpaarig gefiederten Laubblätter mit bis 19 eiförmigen Einzelblättern; Nebenblätter mit zu bis 3 cm langen, rotbraun gefärbten Dornen

Blüte: Mai/Juni; 10 und 25 cm lange, hängende, traubige Blütenstände aus 10 bis 25 weißen Schmetterlingsblüten

Früchte: bis 10 cm lange, seitlich stark abgeflachte, rotbraune, kurz gestielte  Hülsen mit 4 bis 10 Samen.

Holz: heller, schmaler Splint mit gelbgrünen bis olivbraunen Kern; sehr hart, zäh, biegsam, dauerhaft und schwer zu bearbeiten

 

 

 

 

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